Benigner Paroxysmaler Lagerungsschwindel · Neuritis vestibularis · Vestibuläre Migräne · Somatoformer Schwindel · Polyneuropathien

Schwindel und Gleichgewichtsstörungen bilden ein Paar, da Schwindel einerseits in der Regel Gleichgewichtsstörungen verursacht und andrerseits Gleichgewichtsstörungen oft als Schwindel wahrgenommen werden. Schwindel kann beispielsweise als Drehen wie im Karussell, als Schwanken, als ob einem der Boden unter den Füssen weggezogen wird oder als Drehen im Kopf empfunden werden.

Als Ursachen kommen unter anderen Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans, eine Migräne oder auch psychische Faktoren in Frage. Bei Gleichgewichtsstörungen liegt die Ursache hingegen im Bereich der peripheren Nerven (Beinnerven) oder im zentralen Nervensystem (Gehirn, Rückenmark). Die Abklärung sollte interdisziplinär erfolgen und kann meist ambulant durchgeführt werden.

Lediglich bei einem akut einsetzenden ausgeprägten Drehschwindel, wie z. B. beim Ausfall eines Gleichgewichtsorgans, oder bei Durchblutungsstörungen ist meist eine stationäre Therapie notwendig. Die Therapie hängt von der Ursache ab und reicht von Medikamenten über Akupunktur bis hin zu psychotherapeutischen Verfahren.

Schwindel

Benigner Paroxysmaler Lagerungsschwindel

Der Benigne Paroxysmale Lagerungsschwindel ist der häufigste Schwindel überhaupt. Ihm liegt eine Steinchenbildung in den Bogengängen (Innenohr) zugrunde. Typisch ist ein Sekunden anhaltendes Drehen der Umgebung bei einer Lageänderung wie dem Drehen im Bett oder dem Aufrichten. Er kann durch Lagerungsbewegungen effektiv behandel werden.

Neuritis vestibularis

Die Neuritis vestibularis ist ein meist akut einsetzender, einseitiger Ausfall des Gleichgewichtsorgans. Symptome sind Drehschwindel, Übelkeit, Erbrechen und Fallneigung zu einer Seite. Die Ursache ist unbekannt, es wird eine virale Ursache oder Mikrozirkulationsstörung vermutet.

Vestibuläre Migräne

Die vestibuläre Migräne ist eine Aura, wie z. B. die Sehstörungen bei einem Teil der Migränepatienten. In ca. 50% wird der Schwindel von Kopfschmerzen begleitet. Manchmal ist auch eine Licht- und Lärmempfindlichkeit vorhanden. Der Schwindel selbst kann sehr unterschiedlich sein und dauert von Minuten bis mehrere Tage. Die Patienten leiden in der Regel unabhängig vom Schwindel an einer Migräne oder hatten früher eine Migräne. Die Behandlung erfolgt analog der einer Migräne.

Somatoformer Schwindel

Der somatoforme Schwindel ist psychischer Natur und ist der zweithäufigste Schwindel überhaupt. Entweder ist er ohne vorangehenden anderer Schwindel Ausdruck z. B. einer Angststörung oder er entwickelt sich als Folge einer anderen Schwindelform. Hier spielt die Verunsicherung durch den ersten Schwindel als Auslöser eine Rolle. Meist präsentiert er sich als kurz dauerndes Schwanken oder als diffuses teils situationsabhängiges Unsicherheitsgefühl.

Polyneuropathien

Polyneuropathien sind generalisierte Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Sie können den Nerven selbst oder seine Ummantelung schädigen. Teilweise betreffen sie nur oder überwiegend die Fasern innerhalb des Nervens, die für das Gefühl oder die Motorik verantwortlich sind, teilweise betreffen sie beide Qualitäten und machmal auch zusätzlich die Fasern des vegetativen Nervensystems.

Die Patienten bemerken oft als erstes ein Taubheitsgefühl oder ein Kribbeln der Zehen oder auch Fussballen. Dies breitet sich im Laufe der Zeit sockenförmig auf den ganzen Fuss aus. Gleichzeitig können auch noch meist brennende Schmerzen vorhanden sein. Mit der Zeit wird der Gang auch unsicherer, insbesondere auf unebenem Boden und in der Dunkelheit. Der Verlauf ist in aller Regel chronisch über Jahre. Es gibt aber auch akute oder subakute Verläufe, bei denen sich die Symptomatik innerhalb weniger Wochen oder Monate dramatisch verschlechtert. Hier handelt es sich meist um autoimmune Prozesse oder die Polyneuropathie entwickelt sich im Rahmen einer Tumorerkrankung.

Die Diagnose kann in der Regel aufgrund der Beschwerden und dem Ergebnis einer neurologischen Untersuchung gestellt werden. Zur Klärung der Ursache erfolgt eine ausführliche Laboruntersuchung. Die häufigste Ursache ist die Zuckerkrankheit, die für 35% der Polyneuropathien verantwortlich ist. Bei einem Viertel der Patienten lässt sich allerdings keine Ursache finden. Bei etwas mehr als 10% ist Alkohol die Ursache, der Rest verteilt sich auf eine Vielzahl von Erkrankungen (auch Erbkrankheiten), Mangelzustände oder toxische Einflüsse. In der Diagnostik spielen noch elektrische Untersuchungen der Nerven eine wichtige Rolle, um die Art und das Ausmass der Schädigung zu bestimmen. Selten ist auch noch eine Hautbiopsie oder eine Nerven-/Muskelbiopsie notwendig. Die Therapie richtet sich individuell nach Ursache und Beschwerden.