Nervenkompressionssyndrome · Radikuläre Schmerzen · Restless Legs-Syndrom · Multiple Sklerose · Polyneuropathien · Epilepsie · Parkinson · Taubheitsgefühle, Kribbeln, Einschlafen

Gefühlsstörungen wie Taubheitsgefühle, Kribbeln und Einschlafen können bei einer Vielzahl von Erkrankungen auftreten. Wenn sie nur Teile eines Arms oder eines Beines betreffen, liegt meistens die Schädigung eines Nervs oder einer Nervenwurzel vor. Betreffen sie beide Füsse und breiten sie sich langsam von den Zehen oder vom Ballen auf den ganzen Fuss aus ist meist eine Polyneuropathie die Ursache.

Nur in der Nacht auftretende Symptome sind verdächtig auf ein Restless Legs-Syndrom, insbesondere wenn gleichzeitig eine Beinunruhe und Schmerzen vorhanden sind. Tritt die Symptomatik schlagartig auf und umfasst sie einen ganzen Arm, ein ganzes Bein oder eine Körperhälfte, muss an einen Schlaganfall gedacht werden. Bei der Multiplen Sklerose sind Gefühlsstörungen ebenfalls ein häufiges Symptom.

Daneben treten sie noch bei Erkrankungen der Signalfilterung/-verarbeitung wie der Fibromyalgie und als Ausdruck psychischer Erkrankungen auf. Kurzdauernde, passagere Gefühlsstörungen gibt es darüber hinaus bei der Migräne (sogenannte Aura) oder auch als Ausdruck eines epileptischen Anfalls.

Nervenkompressionssyndrome

Nervenkompressionssyndromesind ein häufiger Grund, weshalb Patienten zum Neurologen überwiesen werden.
Die bekannteste dieser Erkrankungen ist das Carpaltunnelsyndrom. Meist beginnt die Symptomatik damit, dass man nachts mit einer eingeschlafenen und häufig dabei auch schmerzenden Hand aufwacht. Durch Schütteln des Armes verschwinden die Symptome dann. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem belastungsabhängigen Einschlafen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Später sind diese Finger permanent taub und die Feinmotorik ist gestört (z.B. Schmuck anlegen, Zeitung umblättern, Münzen aus dem Portemonnaie nehmen).

Die Ursache ist eine Kompression des Nervs im sogenannten Carpaltunnel. Die Diagnose wird über eine elektrische Messung des Nervs gestellt, die Therapie hängt vom Schweregrad ab. Am Arm aber auch am Bein gibt es weitere etwas seltenere Erkrankungen, bei denen ebenfalls ein Druck auf den Nerven an natürlichen Engstellen eine Rolle spielt.

Radikuläre Schmerzen

Radikuläre Schmerzen in den Armen bzw. Beinen entstehen durch Druck auf die sogenannten Nervenwurzeln. Damit wird der Teil des Nerven vom Austritt aus dem Rückenmark bis nach dem Verlassen des Wirbelkanals bezeichnet.

Die häufigste Ursache ist ein Bandscheibenvorfall (Diskushernie) gefolgt von knöchernen Einengungen der Austrittslöcher aus dem Wirbelkanal. Begleitend sind oft Rückenschmerzen vorhanden sowie Gefühlsstörungen und Lähmungen der Muskulatur.

Die Diagnose wird in der Regel über eine Kernspintomographie der Lendenwirbelsäule bzw. der Halswirbelsäule gestellt. Je nach Symptomatik kann auch noch einen elektrische Untersuchung von Nerven und Muskeln erforderlich sein.

Restless Legs-Syndrom

Das Restless Legs-Syndrom (unruhige Beine) ist eine häufige Erkrankung, an der knapp 10% der Bevölkerung leiden, wobei Frauen doppelt so häufig wie Männer betroffen sind. Es ist gekennzeichnet durch einen erheblichen Bewegungsdrang der Beine, gewöhnlich begleitet durch Missempfindungen teils auch Schmerzen der Beine und seltener auch der Arme.

Die Symptome treten zu Beginn ausschliesslich in Ruhesituationen v. a. abends und nachts auf. Erst im weiteren Krankheitsverlauf kommt es auch nach längerem Sitzen am Tag zu den Beschwerden. Bei Bewegung verschwinden die Symptome dann prompt oder werden deutlich gebessert. Zum Arzt führen meist die damit verbundene Schlafstörung oder als Folge davon eine ausgeprägte Müdigkeit am Tag.

Diagnostisch ist eine Laborabklärung notwendig, um behandelbare Ursachen wie einen Eisen- oder Vitamin B12-Mangel auszuschliessen. Therapeutisch gibt es verschiedene Medikamente, die wirksam sind, wenn einfachere Massnahmen wie das kalte Abduschen der Beine unmittelbar vor dem Zubettgehen nicht ausreichen.

Multiple Sklerose

Multiple Sklerose ist eine chronische, immunvermittelte Entzündung von Gehirn und Rückenmark, die sowohl die Ummantelung der Nerven als auch die Nerven selbst schädigt. Die Erkrankung betrifft v. a. junge Menschen und dreimal so häufig Frauen wie Männer. In über 80% der Fälle ist der Beginn schubförmig. Das bedeutet, dass sich die Symptome wie z. B. Sehstörungen, Gefühlsstörungen oder Gangstörungen innerhalb von meist 6-8 Wochen ganz oder weitgehend zurückbilden. Je mehr Schübe auftreten, desto schlechter ist die Erholung von den Schüben.

Aus diesem Grund sollte die Behandlung möglichst frühzeitig einsetzen. Eine Heilung ist zwar nicht möglich, aber mit den zur Verfügung stehenden immunmodulierenden Therapien kann die Schubrate deutlich gesenkt und damit das Fortschreiten der Erkrankung erheblich verzögert werden.

Polyneuropathien

Polyneuropathien sind generalisierte Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Sie können den Nerven selbst oder seine Ummantelung schädigen. Teilweise betreffen sie nur oder überwiegend die Fasern innerhalb des Nervens, die für das Gefühl oder die Motorik verantwortlich sind, teilweise betreffen sie beide Qualitäten und manchmal auch zusätzlich die Fasern des vegetativen Nervensystems. Die Patienten bemerken oft als erstes ein Taubheitsgefühl oder ein Kribbeln der Zehen oder auch Fussballen. Dies breitet sich im Laufe der Zeit sockenförmig auf den ganzen Fuss aus. Gleichzeitig können auch noch meist brennende Schmerzen vorhanden sein. Mit der Zeit wird der Gang auch unsicherer, insbesondere auf unebenem Boden und in der Dunkelheit.

Der Verlauf ist in aller Regel chronisch über Jahre. Es gibt aber auch akute oder subakute Verläufe, bei denen sich die Symptomatik innerhalb weniger Wochen oder Monate dramatisch verschlechtert. Hier handelt es sich meist um autoimmune Prozesse oder die Polyneuropathie entwickelt sich im Rahmen einer Tumorerkrankung. Die Diagnose kann in der Regel aufgrund der Beschwerden und dem Ergebnis einer neurologischen Untersuchung gestellt werden.

Zur Klärung der Ursache erfolgt eine ausführliche Laboruntersuchung. Die häufigste Ursache ist die Zuckerkrankheit, die für 35% der Polyneuropathien verantwortlich ist. Bei einem Viertel der Patienten lässt sich allerdings keine Ursache finden. Bei etwas mehr als 10% ist Alkohol die Ursache, der Rest verteilt sich auf eine Vielzahl von Erkrankungen (auch Erbkrankheiten), Mangelzustände oder toxische Einflüsse. In der Diagnostik spielen noch elektrische Untersuchungen der Nerven eine wichtige Rolle, um die Art und das Ausmass der Schädigung zu bestimmen. Selten ist auch noch eine Hautbiopsie oder eine Nerven-/Muskelbiopsie notwendig.

Die Therapie richtet sich individuell nach Ursache und Beschwerden.

Epilepsie (Epileptische Anfälle)

Epileptische Anfälle sind vorübergehende Fehlfunktionen des Gehirns als Folge abnormer, synchroner Entladungen der Nervenzellen der Hirnrinde. Als Folge davon kann es zu verschiedenen Szenarien kommen: wenige Sekunden dauernde „Aussetzer“ (sogenannte Absencen), Zuckungen eines Armes oder Beines, komplexe Muster mit reduziertem Bewusstsein oder auch zu Anfällen mit Bewusstseinsverlust, Zuckungen aller Extremitäten und Schaum vor dem Mund (Grand Mal Anfall). Etwa 10% der Bevölkerung erleiden einmal im Leben einen epileptischen Anfall, wenn bestimmte Umstände vorliegen wie z. B. eine Alkoholintoxikation oder die Einnahme bestimmter Medikamente. Eine Epilepsie hingegen ist durch die andauernde Bereitschaft des Gehirns gekennzeichnet epileptische Anfälle zu generieren und betrifft 0,5–1% der Bevölkerung. Die meisten Epilepsien treten in der Kindheit und Jugend auf, ein Drittel aber erst nach dem 60. Lebensjahr. Die Behandlung ist in der Regel medikamentös, ein Teil der Patienten profitiert aber gut von operativen Eingriffen (Epilepsiechirurgie). Wichtig ist aber auch die psychosoziale Betreuung der Patienten. Als Beispiel dienen hier Empfehlungen für die Berufswahl oder für eine geeignete Sportart.

Parkinson

Das Parkinson-Syndrom ist eine häufige neurologische Erkrankung. 0,1-0,2% der gesamten Bevölkerung sind davon betroffen, wobei der Prozentsatz mit zunehmendem Alter höher wird. So sind es bei den über 65jährigen bereits knapp 2%.
Das Parkinson-Syndrom beginnt in der Regel einseitig. Typisch ist eine Verlangsamung von willkürlichen Bewegungen (Bradykinese). Oft fällt den Patienten auf, dass sie beim Laufen mit dem Partner oder einer Wandergruppe nicht mehr mithalten können. Weitere Symptome sind ein Steifigkeitsgefühl der Muskulatur (Rigor) und ein Zittern in Ruhe (Ruhetremor). Daneben ist der Stand häufig auch nicht mehr ganz sicher. Die Diagnose wird durch eine gründliche Erhebung der Vorgeschichte und eine neurologische Untersuchung gestellt. Zum Ausschluss anderer Ursachen sollte auch einmal eine Kernspintomographie des Schädels erfolgen. Die Behandlung erfolgt medikamentös und ist zu Beginn der Erkrankung auch sehr effektiv. Später kann es dann zu einer schwankenden Wirkung der Medikamente kommen, was die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann.

Taubheitsgefühle, Kribbeln, Einschlafen

Gefühlsstörungen können bei einer Vielzahl von Erkrankungen auftreten. Wenn sie nur eine Hand oder einen Fuss betreffen, liegt meistens die Schädigung eines Nervs oder einer Nervenwurzel vor (siehe auch „Nervenkompressionssyndrome“). Betreffen sie beide Füsse und breiten sie sich langsam von den Zehen oder vom Ballen auf den ganzen Fuss aus ist meist eine Polyneuropathie die Ursache. Nur in der Nacht auftretende Symptome sind verdächtig auf ein Restless Legs-Syndrom, insbesondere wenn gleichzeitig eine Beinunruhe und Schmerzen vorhanden sind. Tritt die Symptomatik schlagartig auf und umfasst sie einen ganzen Arm, ein ganzes Bein oder eine Körperhälfte, muss an einen Schlaganfall gedacht werden. Bei der Multiplen Sklerose sind Gefühlsstörungen ebenfalls ein häufiges Symptom. Daneben treten sie noch bei Erkrankungen der Signalfilterung/-verarbeitung wie der Fibromyalgie und als Ausdruck psychischer Erkrankungen auf. Kurzdauernde, passagere Gefühlsstörungen gibt es darüber hinaus bei der Migräne (sogenannte Aura) oder auch als Ausdruck eines epileptischen Anfalls.